Helgoland

Robben in weiss

Fotosafari auf Helgoland (WAZ 13.1.2010)

 

 

„Die Menschen hier“, sagt Rolf Blädel „das ist ein bisschen ein anderer Schlag als drüben auf dem Festland.“ Blädel war früher Polizist auf dem Festland gewesen. Als sich die Chance bot, einen Posten auf Helgoland zu bekommen, hat er sofort zugegriffen. Er findet, er sei im Paradies. Gerade im Winter: „Natur pur, herrliches Wetter, am Strand spazieren gehen, kein Autogestank, keine Hektik, nee...“ manchmal klingt Blädel wie der Mann aus der Werbung für eine küstennahe Biermarke. Hektik?

Seit einer schweren Sturmflut im Winter 1720 ist die Insel Helgoland in zwei Teile zerschlagen, in den roten Felsen mit der Langen Anna und die so genannte Düne. Hier liegen der Flugplatz und ein kleines Dorf von Sommerhäusern.

Auf der Düne findet jedes Jahr ein einzigartiges Naturschauspiel statt. Auf der flachen, grasbewachsenen Düne versammeln sich in der Zeit Ende Dezember / Anfang Januar Dutzende Kegelrobben, um ihre Jungen zu gebären. Bis zu 80 Jungtiere werden in diesem Jahr erwartet.

Eine kleine Gruppe von Fotoamateuren hat sich Rolf Blädel angeschlossen, der ein stattlicher Mann ist mit Bart, Norwegerpullover und grüner, wattierter Jägerweste. Der pensionierte Polizist amtiert als Wildhüter und Jäger.

Kegelrobben stehen unter Naturschutz. Man erkennt sie an der keulenartigen Kopfform – und vorn im Schädel sitzen, sagt Rolf Blädel, wenn sie ausgewachsen sind, „zweiunddreißig ausgezeichnete Argumente“, alle spitz und scharf.

„Die haben nicht einen Mahlzahn. Die haben nur Schneide- und Reißzähne.“ Eine Warnung an die Fotographen, falls sie vergessen sollten, die üblichen dreißig Meter Mindestabstand einzuhalten. Mit bis zu 270 Kilo ist die Kegelrobbe, sagt Rolf Blädel, unser größtes Raubtier.

 

 

Die Fotografen auf der Düne von Helgoland halten Wacht. Die Robben liegen am  Strand. Gelegentlich heben sie die Köpfe und prüfen, ob an den umherstreifenden Fotografen irgendetwas Interessantes ist, also Fressbares. Aber da das nicht der Fall ist, kommen sie schnell wieder zur Ruhe. Die Fotografen haben ihre Stative aufgebaut, die langen Teleobjektive eingesetzt und achten darauf, dass nichts über den Boden schleift. Robbenkot auf der Kameratasche hat zwingend einen Neukauf zur Folge.

Wenn die Jungtiere geboren sind, bekommen sie eine Muttermilch, die fast 60% Fett enthält. So gemästet, nehmen sie pro Tag 1,5 bis 2 Kilo zu. In dieser Zeit liegen sie in einem weißen Pelz, dem so genannten Lanugo-Fell, am Strand. Wenn sie nach ungefähr vier Wochen dieses weiße Fell verloren haben, werden sie nicht mehr gesäugt, dann müssen sie ins Wasser und zusehen, „wie sie klar kommen.“, sagt Rolf Blädel.

Das weiße, flauschige Lanugo-Fell, das die großen, dunklen Kinderaugen der kleinen Robbe besonders gut zur Geltung bringt, ist vielleicht der Grund für die Ohs und Ahs der Wintertouristen. Da liegt sie, die kleine Robbe, das zukünftige Raubtier, ganz reinlich weiß und klein und hilflos und zum Streicheln niedlich, ein possierliches Fellwesen.

Ein wenig abseits kniet eine junge Frau mit ihrer Kamera.

Daphne Bühlis mit den langen, roten Haaren ist aus Luxemburg, spricht sechs Sprachen und arbeitet als Bibliothekarin. Eigens wegen der Robben ist sie angereist und jetzt kniet sie auf dem Strand von Helgoland und kann die Augen nicht abwenden.

„Ach Gott“, sagt sie, „die Robben. Manche von ihnen sind richtige Poser“. In der Tat hat man das Gefühl, die Tiere legen sich zurecht, um die Fotografen anzulocken. „Es gibt viele, die wirklich fotogen sind und ich frag mich, ob die das nicht von sich selbst auch schon wissen.“

Am Abend, bei der Sichtung der Tagesausbeute, stellt sich heraus, dass es gar nicht so einfach ist, die Robben zu fotografieren. Man denkt, sie liegen tranig und fast bewegungslos in der Sonne, aber wenn man die Bilder mustert, stellt man frustriert fest, dass sich die Diva im entscheidenden Moment des Auslösens doch bewegt hat: Statt der Schnauze hat man den Nacken im Bild oder die Augen sind geschlossen oder nach einer blitzschnellen Rolle zeigt die Robbe abweisend ihre Schwanzflosse. Außerdem hängt der Horizont schief.

Ein Fotograf braucht Geduld auf der Düne von Helgoland.

 

Der Hamburger Reiseveranstalter LaMar bietet in diesem Winter neben den alljährlich stattfindenden Gruppen- und Fotoreisen auf die Hochseeinsel erstmalig rund um Neujahr viertägige Reisen speziell für Familien an.

Reisetermine: 27.-30.  Dezember 2009 und 2.-5. Januar 2010

www.lamar-reisen.de/helgoland

 

Die Reederei Cassen Eils fährt von Cuxhaven, Alte Liebe nach Helgoland

www.helgolandreisen.de

 

Air Hamburg vom Flugplatz Uetersen
info@air-hamburg.de

 

Ostfriesische Lufttransport

von Bremerhaven und Heide-Büsum

www.olt.airline-direct.de

 

Helgoland Tourismus

www.helgoland.de

 

© Paul Stänner